„Wir können Gedanken nicht berühren, aber sie uns.“
―Erhard Blanck
―Erhard Blanck
Das Prinzip "Ursache und Wirkung" läuft möglicherweise auch nur auf Kontrolle hinaus. Wir halten an diesem Prinzip fest, wenn wir dies tun, weil wir nach Kontrolle streben. Wir glauben, dass jede unserer Handlungen Konsequenzen trägt. Tust du A, geschieht B. Machst du eine negative Erfahrung, dann deshalb, weil du irgendwann mal eine negative Handlung gesetzt hattest. Erfährst du etwas Schönes, dann deshalb, weil du davor gut und richtig gehandelt hast. Aber stimmt das wirklich? Oder geschehen Dinge einfach so, willkürlich im Leben?
Waren die, die in Kriegen oder bei Anschlägen starben, davor böse, negativ allem gegenüber eingestellt, hatten sie nicht richtig gehandelt, haben sie andere missachtet, beneidet, anderen Böses getan? Und mussten sie dafür die "Wirkung" kassieren, in diesem Fall mit dem Tod dafür bezahlen? Was ist mit den vielen Kindern, die auch sterben mussten; was haben sie in ihrem kurzen Leben Böses getan? Oder mussten sie das, was sie in früheren Leben verbrochen hatten, jetzt, in diesem ausgleichen, dafür gerade stehen? Das klingt vielleicht plausibel, wenn man an Reinkarnation glaubt. Aber was, wenn man das nicht tut? Wie kann man sich das sonst erklären? Ich vermute, niemand, kein Psychologe, kein Seelenexperte wird jemals die Rätsel und Widersprüche des Lebens je gänzlich entschlüsseln können. "Ursache und Wirkung" ist nur eines von vielen. Wie steht es zum Beispiel mit der Macht der Gedanken und Gefühlen, mit dem Prinzip der Resonanz? Ist das alles nur Erfindung der Menschheit, die in Wahrheit immer nur, in jeder Lebenslage nach Kontrolle strebt, wenn möglich alles im Vornherein wissen bzw. einkalkulieren möchte, um keine ständige Angst von der Willkür des Lebens, des Schicksals zu haben? Wenn man immer nur Gutes denkt, wenn man seine Gedanken ständig bewusst kontrolliert, seine zeitweilige Wut, seinen Frust im Alltag im Zaum hält - erntet man im Leben immer nur das Gute, das Positive, was zufrieden und glücklich macht? Oder geschehen trotzdem Krisen, Katastrophen im eigenen kleinen Leben, die man nicht begreift, denn es ist einem nicht bewusst, dafür Ursachen gesetzt zu haben? Aber ich finde, es ist nahezu unmöglich, immer nur gut und rein zu denken, immer allem und jedem bejahend, ohne inneren Widerstand zu begegnen. In Gedanken zumindest nicht. Man handelt vielleicht kontrolliert, man verstellt sich um des Friedens willen, aber man denkt sich seinen Teil dazu im Stillen, wenn einem etwas nicht passt. Zählen also auch solche Gedanken als negative Ursachen, die sich irgendwann rächen könnten? Wird dafür eines Tages die Rechnung in Form von einer negativen Erfahrung präsentiert? Ach, man hört so vieles, man liest so vieles, und man hat immer mehr Fragen, man versteht das Leben umso weniger. Mittlerweile denke ich, am besten ist es, wenn man gar nicht so viel über dieses und jenes, über das Leben nachdenkt, sich nicht allzu viele Gedanken macht und sich nicht den Kopf zerbricht, sondern man lebt einfach - Tag für Tag, Schritt für Schritt, ohne das Leben oder mögliche Konsequenzen ständig kontrollieren zu wollen. Ohne immer haargenau wissen zu wollen, was morgen, übermorgen, in einer Woche, in einem oder in fünf Jahren sein könnte. Man sollte sich vielleicht gelassener und vertrauensvoller von dem Fluss des Lebens tragen lassen und alle Fragen, die einen beschäftigen, die Fragen nach dem Warum loslassen. Vielleicht wollen die spirituellen Geheimnisse des Lebens nicht aufgedeckt werden, weil das Leben möchte, dass der Mensch mehr in der Gegenwart, im Hier und Jetzt bleibt, anstatt sich ständig über die Zukunft Sorgen zu machen. Dass der Mensch lernt, das, was das Leben ihm bringt, anzunehmen und leichter zu akzeptieren. Vielleicht sind die Gegenwart und der Augenblick kostbarer, haben mehr Bedeutung, als die Zukunft, die voller Spekulation, Unwissenheit, Unsicherheit und Illusion in einem unsichtbaren Reich verborgen liegt. © Nachtpoetin
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